neulich, als ich in Rom war, habe ich am letzten Abend eine Wienerin kennengelernt. Wir haben uns den größeren Teil des Abends geküsst und die erste Hälfte, also der Weg dahin, war auf eine ganz andere Weise, aber nicht weniger schön gewesen.

Kennt ihr das, wenn ihr etwas erlebt, und danach einen Ausdruck auf einmal viel besser versteht?
An dem Abend lief alles "wie am Schnürchen".

Leider musste ich am nächsten Tag früh morgens den Zug nehmen. Sie sagt noch, ich könne ja bleiben. Und ich hatte es mir auch wirklich überlegt, wenn da nicht in einem Moment im Verlauf des Abends dieser Blick gewesen wäre, von dem an sie zögerlicher wurde, kühler, abwesend. Dieser Eindruck, diese Unsicherheit verhinderte das letzte Quentchen Vertrauenfassen und obwohl der Abend perfekt gewesen war, entschied ich mich dazu, doch zu fahren.

Wir hielten Kontakt. Schon in der ersten SMS im Zug fragte ich sie nach dem Blick und warum sie plötzlich so anders wurde. ohne Antwort.

Fast 2 Wochen später, als mir ganz gut klar geworden war, dass sie die Realität von 2000km Entfernung etwas pragmatischer in ihr Emotions-Investitions-Kalkül aufgenommen hatte, erfahre ich ach übrigens, was an dem Abend ihren Blick und ihre Leidenschaft zeitweilig so abgetötet hatte:
Nach einem längeren überwältigenden Kuss, hatte ich ihr spontan gestanden: "du weißt nicht, wie sehr ich das gebraucht habe".
Natürlich war das eine sehr unglücklich-missverständliche Formulierung und jeder der sich schonmal ausgenützt gefühlt hat, ist bei solchen Formulierungen empfindlich.

Ich hatte gerade meinen ersten Monat Singledasein meines Lebens auf dem Rücken, hatte daraufhin meine Nerven an einer alten Auf-Ewig-Erfolglos-Jugendliebe vergeudet, und hatte 2 Wochen lang eine Unmenge italienischer Frauen an mir vorübergehen, und feurige, verführerische oder tiefe, warmherzige Augen meine Eigenen kreuzen sehen. Außerdem hatte ich bei zwei, drei Bekannten ganz gute Chancen gehabt, doch war ich immer, mal verschuldet mal unverschuldet leer ausgegangen.
Jedenfalls war ich liebesmäßig-notstandsmäßig ausgedurstet. Es macht keinen Sinn diesen "gebraucht"-Satz noch entschuldigen zu wollen, wenn es einfach die Wahrheit war.
Aber sie begriff dann auch bald, dass das, was sie verstanden hatte, sich nicht mit dem deckte, was ich ihr an Küssen ablieferte.
Trotzdem hatten ihr diese Worte einen Dämpfer verpasst und dazu geführt, dass ich nicht geblieben war, was wiederrum für sie die Bedeutung der Geschichte herunterstufte und sie sich 3 Wochen danach nicht gehindert sah, in einem besonderen Moment einen Anderen zu küssen.

Ich war gerade auf einem lustigen Abend bei Kumpels, als sie mit ihrer Antipathie gegen Telekommunikation eine Ausnahme machte und mir per SMS malerisch und noch etwas aufgedreht mitzuteilen versuchte, dass sie gerade einen anderen geküsst hatte und ob sie es denn hätte sein lassen sollen, wo sie einfach diese Anziehung gespürt hatte.

Das war natürlich ein paar Tage nachdem ich Flugtickets für März nach Rom gebucht hatte, um sie zu besuchen.